Die Herbst- und Wintermonate sind die Zeit der glatten Straßen. Regen, Laub, Eis und Schnee sorgen dafür, dass Reifen mit herkömmlichem Gummiprofil nicht mehr genügend Grip auf den Straßen aufbauen können. Bei extremen Wetterlagen gilt das auch für handelsübliche Winterreifen. Und da diese Wetterlagen in einigen Ländern Asiens, Europas und Nordamerikas regelmäßig auftreten, sind hier saisonal Winterreifen mit Metall- oder Keramikspikes erlaubt, um die Haftung auf festgefahrenem Schnee oder Eis zu verbessern. In anderen Ländern oder in den wärmeren Monaten sind solche Reifen verboten, weil sie die Straßenoberfläche beschädigen können.

das Auto fährt im Winter, wenn es schneit

Was sind Spikes?

Als Spikes werden kleine Stifte aus Metall oder einem anderen harten Material bezeichnet, die in die Lauffläche spezieller Reifen eingelassen werden, aber mit ihrer Spitze aus dieser herausstehen. Dadurch erhöhen sie den Grip des Rades auf rutschigem Untergrund beträchtlich.

Spikes werden hergestellt, indem ein harter Stift in eine weichere Materialbasis, manchmal auch Mantel genannt, eingekapselt wird. Der Bolzen besteht häufig aus Wolframkarbid, einer sehr harten Hochleistungskeramik. Die weichere Basis ist der Teil, der den Stift im Gummi des Reifens verankert. Mit der Abnutzung des Reifens nutzt sich die weichere Basis ab, so dass ihre Oberfläche etwa auf gleicher Höhe mit dem Gummi liegt, während sich der harte Stift abnutzt, so dass er weiter aus dem Reifen herausragt. Der Stift sollte mindestens 1 Millimeter herausragen, damit der Reifen ordnungsgemäß funktioniert.

eine Spitze in einem Autoreifen


Spikes Reifen werden mit geformten Löchern in der Gummilauffläche hergestellt. In der Regel gibt es 80 bis 100 Löcher pro Reifen, in die Spikes eingesetzt werden können. Zum Einsetzen wird ein spezielles Werkzeug verwendet, das das Gummiloch aufspreizt, so dass ein Spikemantel eingesetzt werden und der Flansch am unteren Ende des Mantels gut an den Boden des Lochs angepasst werden kann. Die Spikes sind in bestimmten Höhen erhältlich, um sich den Tiefen der Löcher anzupassen, die je nach Profiltiefe in die Reifenlauffläche geformt werden. Aus diesem Grund können die Metallspikes nur eingesetzt werden, wenn die Reifen noch nicht gefahren wurden. Bei einem ordnungsgemäßen Einsetzen der Spikes schließt der Metallmantel bündig mit der Oberfläche der Lauffläche ab, und nur der Teil des Stifts ragt heraus.

Wenn Spikes mit dem Straßenbelag in Berührung kommen, reiben sie die Asphalt- oder Betonoberfläche sehr schnell ab. Dies kann zu erheblichen Schäden führen, weswegen Spikereifen - zumindest saisonal - in vielen Ländern verboten sind.

Was sind die Vorteile von Winterreifen mit Spikes?

Winterreifen mit Spikes haben einen erwiesenen Leistungsvorteil gegenüber spikelosen Reifen: Spikereifen bieten eine bessere Haftung auf vereisten und verschneiten Straßen. Die Traktionseigenschaften von modernen spikelosen Winterreifen wie dem Michelin X-Ice Xi3 auf vereisten Straßen sind wesentlich besser als die Traktion von Ganzjahresreifen. Ein spikeloser Winterreifen bietet seine Traktionsvorteile in erster Linie aufgrund der verbesserten Winterhaftung der einzigartigen, speziell entwickelten Laufflächenmischung und der Interaktion mit der Straßenoberfläche.

Bei Eis oder festgefahrenem Schnee geht der Traktionskoeffizient jedoch stark zurück. Winterreifen mit Spikes dagegen bieten ein zusätzliches Maß an Grip, da sie nicht nur mit der Fahrbahnoberfläche interagieren. Sie Spikes dringen in den gefrorenen Niederschlag ein und verankern sich mit diesem wie ein Zahnrad. Wenn der Fahrer mit Spikereifen auf Eis beschleunigt, bremst oder abbiegt, hat er den kombinierten Vorteil, dass sich sowohl die Winterreifenmischung als auch die Spikes in das Eis krallen, was die Haftung und das Fahrverhalten des Fahrzeugs sehr stark verbessert.

LKW mit Spike-Winterreifen ausgestattet

Haben Spikereifen im Winter auch Nachteile?

Ja. Spikes Autoreifen sind nur bei Glatteis und festgefahrenem Schnee von Vorteil. Auf trockenen oder nassen Winterstraßen dagegen verringern Spikes die Traktion. Unter diesen Bedingungen ist die Laufflächenmischung die Grundlage der Reifenhaftung. Spikes unterbrechen in geringem, aber entscheidendem Maße die Wechselwirkung zwischen der Lauffläche und der Straßenoberfläche, was sich negativ auf den Bremsweg auswirken kann.

Ein weiterer Nachteil ist, dass Spikes auf befestigten Straßen den Straßenbelag viel schneller abnutzen als normale Reifen. Spikereifen verursachen außerdem Spurrillen auf Straßen, insbesondere auf Autobahnen, was zu Sicherheitsproblemen wie Wasseransammlungen, daraus resultierendem Aquaplaning und anderen Problemen bei anderen Verkehrsteilnehmern führen kann.

In welchen Ländern sind Spikereifen erlaubt bzw. verboten?

In vielen Ländern sind Spikes generell verboten, so auch Spikereifen in Deutschland. Damit Sie nicht in unerwartete Situationen geraten, finden Sie im Folgenden zunächst eine Liste der europäischen Länder, in denen Winterreifen mit Spikes komplett verboten sind:

Albanien, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Ungarn, Deutschland, Griechenland, Irland, Spanien, Mazedonien, Niederlande, Portugal, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Tschechische Republik.

Achtung: Die Liste impliziert nicht, dass in den hier nicht genannten Ländern Spikereifen generell erlaubt sind. Die Regularien sind von Land zu Land, teilweise von Region zu Region, verschieden. So sind in einigen Ländern Spikereifen zum Beispiel nur in festgelegten Zeiträumen erlaubt, in anderen Ländern nur bei bestimmten Straßenverhältnissen. Bevor Sie ein solches Land mit Spikereifen bereisen möchten, sollten Sie sich also unbedingt über die zu dieser Zeit vorherrschenden Bestimmungen informieren.

Fazit

Unterm Strich sollten Sie Spikes nur dann montieren und verwenden, wenn dies einen deutlichen Leistungs- und Traktionsvorteil bietet. Das bedeutet, dass regelmäßige Fahrten auf eisbedeckten oder schneebedeckten Straßen durchgeführt werden sollen. Zudem müssen Sie unbedingt die gesetzlichen Bestimmungen bzw. Einschränkungen beachten.