Die Reifen an einem Pkw und deren Beschaffenheit sind sicherlich eines der größten, wenn nicht sogar das Sicherheitsmerkmal des gesamten Fahrzeugs. Mindestprofiltiefe, Alter und gleichmäßige Abnutzung sind dabei die essenziellen Aspekte für die Fahrsicherheit und damit für die Sicherheit aller am Straßenverkehr Beteiligten. Warum das so ist, wollen wir in diesem Artikel näher beleuchten.

Draufsicht auf das Reifenprofil

Was muss ein guter Autoreifen überhaupt leisten?

Autoreifen, ganz gleich ob Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen, haben alle eines gemeinsam: Sie sind die einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße! Auf der Größe eines DIN A4 Blattes vollbringt der Reifen dabei wahre Wunder: Er sorgt im Idealfall für beste Haftung auf jedem Untergrund und bei allen möglichen Witterungsbedingungen. Denn je größer die Haftung, umso besser kann die Leistung des Fahrzeugs in Bewegung umgesetzt werden, aber, und das ist der noch viel wichtigere Fakt, umso besser kann die gesamte Bewegungsenergie auch wieder abgebaut und das Fahrzeug bei einer Gefahrenbremsung schnellstmöglich zum Stillstand gebracht werden.

Zusätzlich nehmen die Reifen auch seitliche Beschleunigungskräfte auf und sorgen insbesondere in Kurven für die nötige Fahrstabilität, um eben nicht aus der Kurve zu fahren.

Manche Winterreifen haben einen Indikator in Form einer Schneeflocke, deren Verschwinden darüber informiert, dass die Profiltiefe unter 4 mm liegt und Reifen gewechselt werden müssen.

Reifen mit Profil? Die Formel 1 fährt doch auch ohne Profil!

Dass ein guter Reifen wichtig ist, steht somit außer Frage. Aber warum muss ein Reifen überhaupt ein Profil haben? Und warum wird die minimale Profiltiefe auch noch gesetzlich vorgeschrieben?

Schaut man sich den Rennsport an, welcher gerade in den Sommermonaten mit der Formel 1 oder der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM) im TV vertreten ist, so fällt einem auf, dass die Reifenwahl eine entscheidende Rolle spielt.

Auf absolut trockener und sauberer Rennstrecke wird in der Regel mit sog. „Slicks“, also Reifen komplett ohne Profil, gefahren. Durch die Erwärmung der Gummimischung, aus der der Reifen besteht, klebt dieser regelrecht an der Fahrbahn und bietet somit die beste Haftung.

Sobald aber auch nur wenige Tropfen Regen fallen, wird die Fahrbahn zum einen glatt und zum anderen neigt der Reifen ohne Profil sehr stark dazu aufzuschwimmen. Zwischen Reifen und Fahrbahn befindet sich Wasser, welches nicht verdrängt werden kann, der Reifen verliert die Haftung zur Fahrbahn und schlussendlich wird das Fahrzeug hierdurch unkontrollierbar.

Deshalb wird man in Phasen, in denen bei einem Rennen das Wetter umschlägt, viele Boxenstopps mit entsprechenden Reifenwechseln hin zu Regenreifen sehen. Diese Reifen weisen nun ein Profil auf, welches so ausgearbeitet ist, dass das Wasser unter dem Reifen ablaufen kann bzw. vom Reifen weggeführt wird und somit der Kontakt zur Fahrbahn nicht verloren geht. Natürlich ist jetzt die Auflagefläche insgesamt kleiner geworden; es wurden schließlich Rillen und Muster in den Reifen eingearbeitet, weshalb die Kraftübertragung nicht mehr so funktioniert wie bei einem Slick. Das Fahrzeug wird also langsamer beschleunigen, die Rundenzeiten entsprechend länger.

Was bedeutet dies für den automobilen Alltag?

Da man sich mit seinem Fahrzeug im normalen Alltagsleben nicht auf einer idealisierten Rennstrecke bei schönstem Sonnenschein befindet, muss man bei der persönlichen Reifenwahl Kompromisse eingehen.

Um auch bei schlechten Wetterbedingungen wie Regen, Schnee und Eis bestens gewappnet und vor allem verkehrssicher unterwegs zu sein, ist die Reifenwahl und vor allem die Tiefe des Profils der Autoreifen entscheidend.

Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Witterungsbedingungen in unseren Breiten empfiehlt sich der saisonale Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen, da diese eine optimale Haftung sicherstellen. Ganzjahresreifen sind hier ein weiterer Kompromiss, der in der Regel zu weniger Haftung und somit längeren Bremswegen führt.

Wie viel Profil muss ein Reifen haben?

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe und der, beispielsweise von den hiesigen Automobilclubs und Fachwerkstätten, empfohlenen Mindestprofiltiefe.

Die gesetzliche Mindestprofiltiefe ist für alle Typen von Autoreifen gleich und beträgt gem. § 36 Abs. 2 StVZO in Deutschland 1,6 Millimeter!

Reifenprofiltiefentabelle


Sind die Reifen weiter abgefahren, drohen als Strafe aufgrund der hohen Relevanz für die Sicherheit im Straßenverkehr empfindliche Geldbußen und Punkte im Flensburger Punkteregister.

Um festzustellen, ob die minimale Tiefe des Profils erreicht ist, sind im Bereich der Lauffläche Abriebindikatoren in Form von Gummistegen eingearbeitet. Ist das Profil der Lauffläche bündig mit diesen Stegen, ist die minimale Profiltiefe erreicht und der Reifen schnellstmöglich zu wechseln.

Eine weitere einfache Möglichkeit, die Profiltiefe zu messen, ist der Test mit einer 1-Euro-Münze: Der Rand einer 1-Euro-Münze ist ca. 3 Millimeter breit. Steckt man die Münze nun in das Profil und der Rand ist nicht mehr zu sehen, ist noch genügend Profiltiefe vorhanden. Sollten allerdings bereits Teile des Randes zu sehen sein, empfiehlt es sich, die Reifen bei nächster Gelegenheit zu wechseln.

Eine genaue Messung, wie sie beispielsweise auch von einem Sachverständigen durchgeführt wird, erfolgt mittels einer Schieblehre. Hiermit lässt sich die Profiltiefe zwar exakt ermitteln, für den Normalverbraucher dürften die weiter oben beschriebenen Verfahren aber deutlich einfacher und auch vollkommen ausreichend sein.

Mindestprofiltiefe Sommerreifen

Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Profiltiefe gibt es wie bereits angefügt auch die empfohlene Reifenprofiltiefe. Die besten Haftungseigenschaften entfaltet ein Reifen natürlich, wenn er frisch aus der Fabrik kommt und ein paar Kilometer eingefahren wurde. 

Sommerreifen sind in erster Linie für trockene Fahrbahnen optimiert, die aufgrund von Regen mit Wasser überzogen sind. Vorrangig soll also das sog. Aquaplaning verhindert werden. Im Allgemeinen wird empfohlen, Sommerreifen nicht unter eine Profiltiefe von 3 Millimetern abzufahren, da dann eine entsprechende Ableitung des Wassers nicht mehr gewährleistet werden kann.

Mindestprofiltiefe Winterreifen

Winterreifen müssen wiederum andere Anforderungen erfüllen und insbesondere bei Schnee und Eis für Haftung sorgen. Deshalb ist das Profil eines Winterreifens auch komplett anders ausgearbeitet als das von Sommerreifen.

Da Schnee und Eis nicht verdrängt werden und der Reifen sich vielmehr in diese Untergründe festkrallen soll, wird hierfür eine größere Profiltiefe in Höhe von 4 Millimetern empfohlen.

Prüfung des Profiltiefe mithilfe eines Streichholzes, Kugelschreibers und Messschiebers.

Fazit

Dem Reifen und speziell dem Reifenprofil kommt im Verkehr eine sehr große Bedeutung zu. Für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sollte jedem die Tiefe des Reifenprofils sehr wichtig sein. Im Zweifel gilt, dass ein Reifen lieber früher als später gewechselt werden sollte, bevor es aufgrund mangelnder Haftung zu einem Unfall kommt.