Können Reifen mehr kosten als ein Auto von guter Klasse?

Ja, wenn wir in diesem Vergleich Reifen berücksichtigen, die sich Hersteller von Superautos wünschen. Im Preis inbegriffen sind hier die technischen Anforderungen, die die schnellsten, stärksten und exklusivsten Sportmodelle auf dem Markt stellen.

Auf dem Foto: der Ferrari 458.

Auf dem Foto: der Ferrari 458.

Französische Ideen im Ferrari.

Mit der Lieferung von Reifen für die originelle Fahrzeugausstattung für die bekanntesten Sportmarken ist es ähnlich, wie mit den Rennerfolgen. Neben der geschäftlichen Zusammenarbeit, die beiden Unternehmen Gewinne bringt, ist das Image ein wichtiges Element.

Wenn ein Reifenhersteller beginnt seine Produkte an solche Unternehmen, wie etwa Ferrari, Lamborghini, McLaren oder Bugatti zu liefern, ist sein Portfolio direkt viel Wertvoller.

Der Ferrari-Bolid mit Goodyear-Reifen.

Der Ferrari-Bolid mit Goodyear-Reifen. 

Die Zusammenarbeit bei homologierten Reifen beschränkt sich nicht nur auf die Bestellung und Auslieferung der Ware. Solche Reifen werden mit Hinblick auf konkrete Modelle entwickelt und gefertigt, damit sie so gut wie möglich der Charakteristik entsprechen und die Vorteile des jeweiligen Fahrzeugmodells zur Geltung bringen.

Auch wenn die Unternehmen von Ferrari und Pirelli über Jahre gemeinsam die Geschichte der italienischen Motorisierung schrieben, werden die Boliden aus Maranello immer häufiger mit Reifen von Marken außerhalb Italiens ausgestattet.

Die Verbindungen zu Ferrari festigte auch Michelin. Zu den Erfolgen kann man den Franzosen die Aufträge über die Pilot Super Sport Reifen für das Ferrari Modell 599 GTO und FF zuschreiben.

Der Ferrari 599 GTO.

Der Ferrari 599 GTO.

Superautos sind das häufig das einzige Marktsegment, für die Reifenunternehmen spezielle, außergewöhnliche technische Lösungen anbieten.

Eine kennzeichnende Eigenschaft dieser Reifen ist die Verwendung der Aramidfaser Twaron, die fünf Mal stabiler ist als Stahl, das Variable Contact Patch 2.02 System, das denselben Bodenkontakt der Reifen bei der Fahrt auf Geraden und in Kurven sicherstellt, sowie zwei unterschiedliche Gummimischungen links und rechts der Lauffläche.

Die Weiterentwicklung dieser Technologie was der Michelin Pilot Sport Cup 2 Reifen, der speziell für den Ferrari 458 Speciale konstruiert wurde. Der Reifen zu diesem Modell wurde im fernen Japan gefertigt – der Bridgestone Potenza S007.

Superautos

Bridgestone arbeitet seit 1990 mit Ferrari zusammen. Das erste Auto der italienischen Marke mit japanischen Reifen war der Ferrari 348.

Darüber hinaus war Bridgestone für 14 Saisons Reifen-Lieferant für die Formel 1. Mit den Potenza F1 Ferrari Reifen wurde acht Mal der Konstrukteurs-Weltmeistertitel und sieben Mal die Fahrerwertung gewonnen. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen entstand das Modell Potenza 007. Die Run-Flat-Version dieses Reifens, der Potenza S007 RFT, wird als Originalausstattung im Ferrari California T verwendet. Pirelli hingegen produziert mit dem P Zero Modell Reifen für den Ferrari GTC4 Lusso.

Lamborghini.

Lamborghini.

Der Patriotismus von Lamborghini und Pagani

Mehr Patriotimus zeigt sich bei den Chefs von Lamborghini, die vor drei Jahren im großen Stil die 50-jährige Partnerschaft mit Pirelli feierten. Die Reifen dieser Marke werden seit 1963 in die Autos von Lamborghini und in den Prototypen 250 GTV eingebaut. Aber auch die Produktversion, der 350 GT, verließ die Fabrik mit den Pirelli-Reifen.

Für das bekannte Miura-Modell von Lamborghini bereitete der italienische Hersteller den Cinturato HS CN72 Reifen vor, wohingegen er für das Countach-Modell der neue Pirelli P7 und nachfolgend der P Zero Reifen vorbereitete.

Im ersten Geländewagen von Lamborghini, dem LM002, wurden zum ersten Mal Reifen aus der Scorpion Serie eingebaut. Deshalb verwundert es nicht, dass die neuen Modelle Aventador und Huracan die neue Generation der P Zero und Trofeo R Reifen nutzt.

Die P Zero (vorne) und P Zero Corsa (hinten) Reifen von Pirelli sind zudem für den neuen McLaren 570S Boliden homologiert . Zuvor arbeitete das britische Unternehmen mit dem Goodyear-Konzern zusammen. Die F1 Reifen von Goodyear zu einem Preis von rund 15 Tausend PLN pro Satz gehörte zur Originalausstattung u.a. vom McLaren F1.

Eine ähnliche Situation gab es bei der italienischen Marke Pagani. Das Zonda-Modell nutzt die Pirelli P Zero Reifen, wohingegen sein Nachfolger, das Modell Huayra, die Fabrik mit den speziell für ihn gefertigten P Zero Corsa Reifen verlässt.

Der Porsche 918 Spyder.

Der Porsche 918 Spyder.

Am Beispiel von Porsche lässt sich der Anpassungsprozess eines entsprechenden Reifens an die jeweiligen Anforderungen eines Superautos darstellen. Bevor das 918 Spyder Modell die Michelin Pilot Sport Cup 2 Reifen erhielt, wurden 550 Reifenprototypen getestet, 200 Reifen aus einer Spezialserie und 400 Reifen aus der Vorproduktion, um die Reifen letztendlich anpassen, die die Möglichkeiten des Superautos am besten wiedergeben.

Der Bugatti Veyron Super Sport.

Der Bugatti Veyron Super Sport.

Reifen für Bugatti – das sind die teuersten Reifen. 

Zu Beginn des Artikels erwähnten wir Reifen, deren Preise den Wert eines Neuwagens übersteigen (natürlich nicht den Wagen, in den sie eingebaut werden).
Wie ist das möglich? Wenn man sich die Marke Bugatti und den durch Michelin produzierten Reifen, mit dem die Superautos ausgestattet werden, ansieht, wird dies möglich.

Vor sechs Jahren wurde es um einen Autobesitzer eines Veyron-Modells laut, der während der Fahrt der speziell für dieses Auto entwickelte PAX-Reifen von einem Nagel durchstoßen wurde. Als er den Reifen austauschen wollte erklärte ein Bugatti-Vertreter, dass die Reifen nur paarweise verkaufen.

Der Bugatti Veyron.

Der Bugatti Veyron.

Derzeit ist nicht bekannt, wie viel die Reifen für den neuen Bugatti Chiron, den Nachfolger des Veyron, kosten werden. Mit Sicherheit kann man sagen, dass dieser gewaltige, rund 2,5 Mio. Euro werte Sportwagen erhielt von Michelin die handgefertigten Pilot Sport Cup 2 Reifen. 

Der Koenigsegg Modell One:1

Der Koenigsegg Modell One:1 

Michelin kann sich auch über die Zusammenarbeit mit einem Konkurrenten von Bugatti erfreuen, dem schwedischen Koenigsegg. Das Modell One:1 wurde mit einem 1360 PS starken Motor ausgerüstet, verwendet die Michelin Pilot Sport Cup 2 Reifen, vergleichbar zu denen des Bugatti Chiron, jedoch individuell ausgelegt zu den Anforderungen des Koenigseggs. Die zwei übrigen Superautos von Koenigsegg, Regera und Agera RS, nutzen die Michelin Supersport Reifen.

 Der Hennessey Venom GT.


Der Hennessey Venom GT 

Die französische Marke wurde ebenfalls vom amerikanischen Hersteller der Superautos Hennessey Venom GT und SSC Aero ausgewählt, bei denen da Pilot Super Sport Modell verwendet wurde.  

Der Hennessey SSC.

Der Hennessey SSC.

Der Saleen S7, ein anderer Bolid aus den USA, besitzt Dunlop SP Sport Reifen. Zu dieser elitären Gruppe aspiriert auch die Marke Nokian. Der zLine Ultra High Performance Reifen wurde im neuen Elektroauto Toroidion 1MW eingesetzt.